Do 17.10. | Fr 18.10. | Sa 19.10. | So 20.10. | Mo 21.10. | Di 22.10. | Mi 23.10. |
20:00 | 20:00 | 19:00 | 17:00 |
Buch: Elham Erfani, Guy Nattiv, Kamera: Todd Martin, Musik: Dascha Dauenhauer
Mit: Arienne Mandi, Zar Amir, Jaime Ray Newman, Nadine Marshall u. a.
Leila Hosseini steht an der Spitze des iranischen Judo-Teams, das zur Weltmeisterschaft nach Tiflis reist. Auf dem Weg zur Goldmedaille zeichnet sich ab, dass Leila gegen eine Konkurrentin aus Israel antreten könnte, was das iranische Regime in Aufruhr versetzt. Leila soll eine Verletzung vortäuschen und freiwillig aus dem Wettkampf aussteigen, um einer möglichen öffentlichen Niederlage gegen Israel aus dem Weg zu gehen. Aber Leila, deren ganze Existenz auf dieses Turnier zugespitzt ist, denkt gar nicht daran, gerade jetzt, in diesem entscheidenden Augenblick, das Handtuch zu schmeißen! Stur und entgegen der erst energischen, bald schon flehentlichen Bitten ihrer Trainerin setzt sie das Turnier fort.
„Tatami“ heißen die Matten bei den Judokämpfen. Der israelische Regisseur Guy Nattiv und die iranische Schauspielerin Zar Amir, die hier ihr Regiedebüt gibt und zugleich Leilas Trainerin spielt, inszenieren sie als Bühnen der Entblößung. Figuren treten dort wetteifernd ins Rampenlicht und sind den Blicken eines grölenden, meist unsichtbaren Publikums ausgeliefert. Aus der Dunkelheit blitzen Fotoapparate, das Live-Spektakel wird medial verbreitet. Nur, wer schaut dort zu? Welche Bilder werden von wem aufgenommen und können irgendwann gefährlich werden?
Ein Gefühl des Stresses, der Verfolgung und der Paranoia liegt in der Luft. Aus dem anfänglichen latent paranoiden Grundrauschen wird spürbare Furcht. In die anfeuernden Rufe mischen sich Drohgebärden. Ein vermeintlicher Fan, der nach einer von Leila gewonnenen Runde ein Selfie mit ihr aufnehmen will, entpuppt sich als Handlanger des Regimes: Auf dem Bildschirm hält er Leila ein Live-Video ihrer Eltern vor, die daheim vom Geheimdienst festgenommen wurden und ihre Tochter anflehen, dem Regime zu gehorchen und endlich auszusteigen.
„Tatami“ demonstriert ebenso eindringlich wie mitreißend, auf wie umfassende Weise der Sport instrumentalisiert werden kann. Inspiriert von realen Schicksalen iranischer Sportlerinnen, entwickelt der Film eine enorme Dringlichkeit, sobald der Sport verschiedene Nationen, politische Systeme und Kulturen vor einer Weltöffentlichkeit zusammenführt. Der spielerische Kampf wird in „Tatami“ zum verlängerten Arm eines Gewaltregimes und zum Schauplatz einer persönlichen Widerstandsgeschichte. (nach: filmstarts, kino-zeit.de)
Kurzfilm:
Kurzspielfilm, Frankreich 2022
Regie: Amélie Prévot, Marion Christmann, 2'48 Min.
Den Sandmann gibt es wirklich! Zoe hat ihn getroffen...