• A 2022, 120 Min., DCP, FSK: ab 0, Regie: CONSTANTIN WULFF
Do 4.5. Fr 5.5. Sa 6.5. So 7.5. Mo 8.5. Di 9.5. Mi 10.5.
20:00 19:00 21:30 18:00 20:00 20:00 20:00

Buch: Christos Nikou, Stavros Raptis, Kamera: Bartosz Swiniarski, Musik: Alexander Voulgaris
Mit: Aris Servetalis, Sofia Georgovasili, Anna Kalaitzidou, Argiris Bakirtzis u.a.

Als Aris in einem Bus zu sich kommt, weiß er nicht mehr, wohin er wollte, wo er wohnt, er weiß nicht einmal mehr, wer er ist. Damit ist er nicht alleine: eine eigenartige Pandemie greift um sich, in der die Menschen sämtliche Erinnerungen verlieren. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel, was diesen Gedächtnisverlust verursacht oder wie man ihn bekämpfen kann. Wer das Glück hat, kann mithilfe von Familie und Freunden langsam die Vergangenheit rekonstruieren. Aris hat dieses Glück nicht, da er von niemandem gekannt oder vermisst wird. Stattdessen nimmt er an einem Experiment teil, welches zum Ziel hat, neue Erinnerungen als Grundlage für eine neue Identität zu schaffen.
Über ein Tonband, das er täglich im Briefkasten vorfindet, werden ihm Auf-gaben gestellt: Fahrrad fahren, ins Kino gehen, einen Stripclub besuchen. Er soll anderen Menschen nahekommen, ein Flirt schade nicht. Nachweise sind in Form von Polaroidfotos zu erbringen.
Aris führt die erforderlichen Leistungen mit einer an Apathie grenzenden Leidenschaftslosigkeit aus. Auf seinen Wegen lernt er die sonderbare Anna kennen. Anna hat ein nahezu identisches Polaroid-Album in ihrem Regal stehen, ist Aris aber eine Stufe des Programms voraus. Das Verhältnis der beiden bewegt sich im ambivalenten Bereich zwischen beginnender Freundschaft (vielleicht auch mehr) und reiner Zweckgemeinschaft. Tatsächlich stellen sich die Dinge, die er mit ihr zusammen erlebt – „spontaner“ Sex auf der Toilette einer Bar –, alle als seine zukünftigen Aufgaben heraus. In Aris beginnen sich langsam Zweifel zu regen.
„Apples“, der bei der Biennale in Venedig 2020 Premiere feierte, ist gleichzeitig Stoff zum Nachdenken. Das betrifft einerseits die bekannten Fragen, inwieweit unsere Identität von unseren Erinnerungen bestimmt ist. Sind wir noch derselbe Mensch, wenn wir nicht mehr wissen, wie unser Leben war? Wie viel von dem, was uns ausmacht, ist angeboren, wie viel die Summe unserer Erfahrungen? Und auch die Überlegung, ob mit künstlich geschaffenen Erinnerungen eine Persönlichkeit kreiert werden kann, ist spannend. Die durch das Experiment vorgegebenen Erfahrungen mögen irgendwie recht bescheuert sein. Doch die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, vielleicht auch die Gefahren, die sind gewaltig.


Kurzfilm:


You and Me

Experimentalfilm , Deutschland 2009
Regie: Karsten Krause , 3'45 Min.

Eine Frau läuft vier Jahrzehnte lang auf die Kamera ihres Mannes zu. Eine Liebesgeschichte auf Schmalfilm.